27Juli
2024

Historisches Bali

Während die meistens aus der Gruppe den Tag nutzen um am Strand zu relaxen, ist für uns drei "Smokerinnen" heute volles Programm angesagt. Um 8h geht es mit einem Großraumwagen los auf Historische Balitour.

Vor dem Hotel finden wir ein Tor, das so in Bali an jedem Eingang der Stadt, eines Tempel und vielen anderen "wichtigen" Eingängen steht. Beim Durchschreiten dieses sogenannten gespaltenen Tores sollen schlechte Gedanken draußen gelassen werden, so dass man nur mit positiven Gedanken hineintritt.


Bevor wir uns dem Kulturellen widmen, machen wir einen kurzen Abstecher zum Markt, den heute ist ein besonderer Tag.

Die Hindu feiern heute den Tag des Eisens. Daher gibt es auf dem Markt unzählige Stände auf denen Opfergaben gekauft werden.

Auf dem Markt befindet sich ein Schrein, wo die Besucher Opfergaben (meist Blumen) niederlegen, aber auch an jedem Stand findet man kleine Opfer. Besonders sind heute jedoch die Gestecke aus Blättern. Zum Festtag werden metallische Gegenstände gesegnet, daher findet man die Gestecke an vielen Autos und Motorrädern.

Wissenwertes: Es gibt eine Regel die besagt, das auf einem Motorrad nicht mehr als zwei Erwachsene und zwei Kinder mitfahren dürfen.

Im Anschluss besuchen wir eine Holzschnitzerfamilie. Sie geben ihr Wissen seit Generationen von Vater zu Sohn weiter.


Für mich viel interessanter ist das Haus. Es ist nach traditioneller Philosophie gebaut. 
Das Elternzimmer ( Zimmer sind hier separate Gebäude) liegt zum heiligen Berg hin zugewandt. Rechts daneben befindet sich das Zimmer für den Sohn, rechts die Küche und das Zimmer der Tochter. Gegenüber der Familientempel, der durch eine Mauer getrennt ist und in der Mitte findet sich ein offener Pavilion, der als Versammlungsraum und Schlafplatz für die Großeltern beherbergt.

Nächster Stop: Pura Kehen in Bangli.

Der Eingangsbereich zieht sich in mehreren Terrassen den Berg hinauf. Eine lange, beidseitig skulpturengeschmückte Treppe führt durch ein Steintor mit Kala-Makara-Kopf in den ersten von drei Höfen, die die Trinität im hinduistischen Glauben darstellen.


Die beiden lampenähnlichen Flechtwerke symbolisieren Tempelwächter und befinden sich an allen wichtigen Tempeltreppen.


Das Haupttor darf nur bei wichtigen Anlässen durchschritten werden. Daher betreten wir den Tempel durch das Seitentor.

Im inneren des Vorhofs steht ein riesiger Baum, der keinen Stamm hat und nur auf Luftwurzeln steht.

Die Hindus glauben, dass Götter zwar keine Menschen sind, jedoch brauchen sie alles, was Menschen auch brauchen. Deshalb befindet sich im Schrein ein Bett für den Gott ( auch wenn Götter nicht schlafen) und ein Thron, auf dem der Gott sitzen kann, wenn er die Menschen segnet.


In die Mauer des inneren Vorhofs sind wertvolle Teller aus chinesischem Porzellaneingelassen. Hintergrund ist, das ein balinesischer König eine chinesische Prinzessin geheiratet hat. Diese Teller sollen die Tempelbesucher daran erinnern.

Ebenfalls als Zeichen seiner Liebe ließ der König im Tempel einen chinesischen Schrein bauen. Deshalb findet man in vielen Tempelanlagen auch einen Schrein, der mit chinesischen Lampions geschmückt ist. 

Ein weiterer Torgang führt in das Allerheiligste der Tempelanlage, den inneren Hof.


Hier steht ein Meru mit elf Dächern („Tumpang“), das der höchsten Erscheinung Shivas geweiht ist.

Die Meru-Basis besteht aus einer Schildkröte, die von einer langen Schlange umwunden ist. Die beiden Tiere symbolisieren die Unterwelt, der Schreindarüber die Erdenwelt und das elfteilige Dach den Himmel.

Hinter diesem Hauptschrein stehen eine Anzahl sehr kleiner Schreine, die lokalen Gottheiten geweiht sind.

Jetzt wird es Zeit zum Essen. In einem schönen Restaurant genießen wir beim Buffet eine schöne Aussicht und ein ganz besonderes Spektakel, eine Schaukel über den Abgrund.

Für die Damen gibt es einen weiteren Clou um bei Instagram zu punkten: bunte lange Kleider

Da begnügen wir uns lieber mit einem etwas sicheren Platz. Ich finde die Fotos können sich auch sehen lassen.

Gestärkt und erholt geht es im Anschluss zum Muttertempel Besakih am Fuße des Vulkans Gunung Agung. Pura Besakih ist das bedeutendste auf der Insel Bali gelegene hinduistische Heiligtum in Indonesien und „Muttertempel“ aller balinesischer Tempel.

Am Fuß des Tempels erwartet uns wieder das gespaltene Tor.

Und auch die Schildkröte, die die Welt auf den Rücken trägt, kennen wir schon. Auf diesem Denkmal sieht man übrigens sehr schön die traditionelle Tempelbekleidung für Männer, gelber Sarong getragen über einem weißen Sarong, weiße Oberbekleidung und ein weißes Tuch um den Kopf. Dieser wird normalerweise wie ein Stirnband getragen und soll symbolisieren, dass die Gedanken beim Beten nicht abschweifen, sondern ganz zu Gott gerichtet sind. Priester tragen das Tuch oben geschlossen.

Die Gesamtanlagebesteht aus über 200 Gebäuden, zu denen mehrstufige Tempeltürme, Schreine, offene Pavillons und weitere geschlossene Gebäude gehören.

In der Mitte befindet sich das zentrale Heiligtum, der Pura Panataran Agung Besakih, in dem der eine Gott Sanghyang Widhi Wasa nach der indischen Terminologie als Trimurti – das ist die Hindu-Göttertrinität Brahma-Shiva-Vishnu – verehrt wird.


Der Zugang zu diesem Bereich wird durch eine mit Tempelwächtern verzierte Treppe gewährt. Hier beten alle Gläubigen gemeinsam zu ihrem Gott.

Links von Haupttempel befinden sich Tempel für Schmiedefamilien, rechts vom Haupttempel ein weitläufiges Gelände auf dem die einzelnen Dorfgemeinschaften über eigene Tempelbereiche oder Schreine verfügen. Diese sind durch Mauern umgeben. Gläubige beten hier für ihre Ahnen.

Ebenfalls in diesem Bereich befindet sich, von seinen Untertanen ringsherum bewacht, der Tempel des Königs. Auch hier wieder gut zu sehen: chinesische Lampions.

Wir verlassen die Tempelanlage und machen uns auf den Weg zu unserem letzten Tagespunkt. Unterwegs fahren wir an einer weiteren Besonderheit Balis vorbei: Kreisverkehre

An sehr vielen Kreisverkehren, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, findet man riesige Statuen, die Götter darstellen oder Göttergeschichten erzählen. Dies soll Unfälle vermeiden. Wie das funktionieren soll? Ganz einfach: Da Gläubige auch hier Opfergaben darbringen, müssen die Verkehrsteilnehmer vorsichtig fahren, um die Menschen nicht zu überfahren.

 

Letzter Tagespunkt: Kertha Gosa in Klungkung

Der Palast von Klungkung wurde zum Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, aber während der niederländischen Eroberung 1908 und Kolonialzeit weitgehend zerstört. Heute dienen die Reste des Palastes mit dem Namen Kertha Gosa Pavilion, Halle der Gerechtigkeit, als Gerichtssitz.
Höflich werden wir begrüßt und hereingebeten.


Kerta Gosa wurde als Höchster Gerichtshof auf Bali geachtet, und Justizfälle, die woanders nicht gelöst werden konnten, gelangten hierher. Drei Brahmanenpriester präsidierten dem Gericht und wurden für ihre harten und unmenschlichen Sprüche bekannt. Die Zuschauer (wie heute die Besucher) konnten die Deckengemälde sehen, auf denen die diversen für sie vorgesehenen Strafen gemalt waren. 

Bauern, die ihre Tiere nicht gut behandelt haben, werden als Strafe als Zugtiere vor den Karren gespannt.Frauen, die untreu waren, werden mit spitzen Dornpfeilen beworfen.

Die Strafen beziehen sich natürlich nicht auf das Leben.

Hindus glauben an Karma. Einer der Götter notiert sich für jeden Menschen alle guten (weiße Punkte) und alle bösen ( schwarze Punkte) Taten. Stirbt der Mensch, dann wandert seine Seele in die Hölle, wo sie für die schwarzen Punkte bestraft wird ( zB wie in den Zeichnungen). Hat die Seele ihre Strafen abgesessen, dann wird sie gebadet und darf, jenachdem wie viele weiße Punkte sie hat, ihre Zeit im Himmel verbringen. Schlechte Taten lassen sich also nicht einfach durch gute Taten tilgen. Im Anschluß wird die Seele wiedergeboren, außer sie erreicht im Leben die siebte und damit höchste Stufe, das Nirwana.



Innerhalb der Palastanlage liegt auch ein schwimmender Pavillon, der Bale Kambing.

Von dem Rest der Palastanlage ist nur noch das frühere Eingangstor erhalten geblieben.

Am Abend heißt es für mich Abschied nehmen, zwar nicht von Bali, aber von der Gruppe. Die Gruppenreise endet hier offiziell. Während die einen schon zurückfliegen oder weiterreisen, verbringen einige noch ein paar Tage im Hotel.

Ihr werdet mir fehlen.