23August
2024

Siem Reap 1

Heute beginnt der Teil der Reise, der mich überhaupt verleitet hat einen Abstecher nach Asien zu machen: Die Tempelanlage von Angkor.

Um 8h lernen wir unseren fünften und letzten Guide für diese Reise kennen. Ein junger Reisbauer mit jeder Menge Energie ( Ein Dorn im Auge mancher Mitreisender, die den Teil des Programms als Pflichtteil sehen, bei den es nur selten Möglichkeit zum Schoppen gibt 🙄). In reduzierter Anzahl ( die Jungs waren gestern Abend noch "feiern" und Leon kränkelt) machen wir uns mit dem Bus zur Verkaufsstelle. Da für die Eintrittskarten ein Foto gebraucht wird ( man hätte mir ruhig sagen können, dass ich fotografiert werde), müssen wir die Karten persönlich abholen.

Dieser kleine Ausweis wird für die nächsten zwei Tage unser wichtigstes Dokument sein.

Auf dem rund 1000 Quadratkilometer großem Gebiet standen einst 600 Tempel. Heute sind noch rund 100 Tempelruinen erhalten.

Zwei Fragen die geklärt werden sollten:

  1. Warum gab es so viele Tempel?
  2. Warum sind nur noch Ruinen übrig?

Die erste Frsgr ist recht einfach zu beantworten. Die Region Angkor war über Jahrhunderte Hauptstadt des Khmerreiches. Als Gründervater des Khmer-Reiches von Angkor gilt Jayavarman II. Indravarman I. (regierte 877–889) ist der eigentliche Gründer des Angkor-Reiches. Ihm gelang es, das Königreich ohne Kriege zu vergrößern, und er begann mit umfangreichen Bautätigkeiten, vor allem der Tempel Preah Ko und Bakong. Jeder der darauffolgenden Könige ließ eine neue Hauptstadt in der Nähe bauen und somit auch einen neuen Tempel bauen.

Warum heute viele Tempel nur noch Ruinen sind, ist nicht so ganz klar. Fest steht, dass es während des 13. Jahrhunderts zu einer heftigen Reaktion gegen die buddhistische Phase Angkors kam. Die meisten Buddha-Statuen Angkors wurden zerstört und buddhistische in hinduistische Tempel umgewandelt, dazu später mehr.

Aus der Zeit nach 1309 gibt es nur wenige historische Aufzeichnungen. Auch wurden keine großen Tempelanlagen mehr errichtet. Historiker vermuten einen Zusammenhang mit dem Umstand, dass die Könige nun Theravada-Buddhisten waren und somit keine Notwendigkeit mehr bestand, den Göttern, unter deren Schutz sie standen, eigens riesige Tempel zu errichten. Nicht zuletzt aus handelspolitischen Gründen wurde im 14 Jh. das Zentrum des Khmer-Reiches nach Süden, in die Region des heutigen Phnom Penh verlegt. Angkor wurde jedoch nicht vollständig verlassen. Der Niedergang der Stadt Angkor wäre also vor allem eine Folge der Verschiebung der wirtschaftlichen und damit politischen Bedeutung gewesen, da Phnom Penh zu einem wichtigen Handelszentrum am Mekong wurde.

 

Auf unserer heutigen Tour stehen fünf Tempel auf dem Programm.

1.Baksai Chamkrong Tempel

Der erste Tempel, den wir uns ansehen, wurde Mitte des 10 Jh erbaut. Die vierstufige Pyramide hat an jeder Seite vier Treppenaufgänge aus den Haupthimmelsrichtungen. Auf der Pyramide befindet sich ein Tempelturm mit vier gleichen Fassaden, einem Zugang in der Ostseite und Scheintüren in den drei anderen Seiten. Alle Tempelanlagen außer Angkor Wat sind nach Osten ausgerichtet, da dort das Leben beginnt. Die Scheintüren ermöglichen guten Geistern den Zutritt, hält böse Geister aber fern.

Die Pyramide ist zum Aufstieg freigegeben, also nutzen Noah und ich die Gumst der Stunde. Die Stufen sind extrem schmal und krumm und schief. Der Aufstieg gleicht eher einer Kletterpartie. Oben angekommen wird uns eines bewusst: Da müssen wir gleich auch wieder runterkommen 😳 Hand in Hand geht es gemeinsam Stufe für Stufe hinunter. Wenn wir sterben, dann gemeinsam.

2. Angkor Thom (Bayon, Baphuon, Elefantenterasse, Terasse des Leprakönigs)

Fünf Tore öffnen den Weg nach Angkor Thom, der 9 Quadratkilometer großen Stadt Jayavarmans VII. (1181-1220), in der vermutlich bis zu 1 Mio. Einwohner lebten.

Zum Südtor führt eine Brücke, die beidseitig von 54Göttern (links) und 54 Dämonen (rechts) flankiert wird, jeweils mit einer Nagaschlange in den Armen.


Auf dem Turm über dem Tor wachen vier monumentale Gesichter in jede Himmelsrichtung. Sie symbolisieren die Allmacht des Königs sein Königreich in alle 4 Himmelsrichtungen zu überblicken. An den Türmen lassen sich noch einige  feine Verzierungen erkennen.



Unübersehbar im Mittelpunkt der Stadt erhebt sich auf drei Terassen das buddhistische Heiligtum Bayon mit seinen eigentlich 54 Türmen, von denen jedoch nur noch 37 erhalten sind. Die rund 200 riesigen steinernen Gesichter stellen Lokeshvara dar, einen Bodhisattva, der laut Mahayans-Buddhismus Gläubigen auf ihrem Weg ins Nirvana hilft, selbst aber auf die Erleuchtung als letzte Stufe verzichtet.


Auf zwei Ebenen führen quadratische Galeriegänge um den Tempel mit beinahe lebendig wirkenden Reliefszenen aus dem Alltag Angkors.

Auf der dritten Ebene wird der zentrale Turn von einem labyrinthischen Wirrwarr aus Gängen umgeben.

Nördlich vom Bayon erhebt sich der Baphuon. Der Tempel- und Götterberg in fünfstufiger Pyramidenform wurde 1060 errichtet, brach jedoch schon bald wegen seiner schlechten Statik zusammen. Er ist noch immer ein Puzzle aus abertausenden Felsquadern und Sandsteinblöcken und ist daher nicht besteigbar. Schade, einen Aufstieg hätte ich bestimmt noch geschafft 😉.

Auf dem Weg entdeckt man zwischen den Bäumen immer wieder kleine Tempel- und Gebäuderuinen.



Nächster Zwischenstopp ist die 350m lange Elefantenterasse. Das meiste Wissen über die Tempelanlagen von Angkor erhielten die Archäologen von Berichten einheimischer Bauer, Niederschriften von Besuchern zB aus China und einige von Selen. Da der Sockel der Terasse von Elefantenreliefs umgeben ist und es keine Niederschrift über den ursprünglichen Namen gab, bekam er den Namen Elefantenterasse.

In der Mitte der Teradse befindet sich ein Tor, durch das der König schreitet, um zum Beispiel vor einer Schlacht zu seinen Soldaten zu sprechen, die sich auf dem riesigen Feld vor der Terasse versammelten. Auch hier finden wir die uns bekannten Wächterfiguren.


Einige Schritte weiter erreichen wir die 25m lange Terasse des Leprakönigs, vermutlich benannt nach der hier aufgestellten Statue entweder von König Yasovarman I. oder vom Todesgott Yama. Diese befindet sich wie die meisten Statuen nicht mehr vor Ort sondern im Nationalmuseum von Phnom Penh. Die meisten Statuen sind durch Plünderer oder Besetzer entwendet worden, nur wenige Stücke konnte man wieder zurückkaufen. 
Besonders schön sind hier die gut erhaltenen Halbreliefs von himmlischen Apsara-Tänzerinnen, Dämonen und Nagas aus dem 13.Jh. 

 

3. Preah Khan

Der von Jayavarman VII vollendete, weitläufige Tempel war insgesamt 515 Gottheiten aus Hinduismus und Buddhismus gewidmet, hier fanden religiöse Feste und Ahnenkulte statt.


Der Tempel beeindruckt mit seinen Türmen, Korridoren und Torbögen, den 72 riesigen Garuda-Wächterinnen und feingliedrigen, anmutigen Apsaras.



An vielen Wänden waren früher Buddhaabbildungen zu sehen. Wie wir jedoch erfahren haben, gab es eine religiöse Umorientierung, in diesem Zuge wurden viele Buddhafiguren abgemeißelt oder so umgestaltet, dass jetzt betende Priester zu sehen sind.

Nahe dem östlichen Eingang überrascht ein fast griechisch anmutender, zweistöckiger Pavillion mit für Angkor untypischen runden Säulen.

In der Mitte des Tempels findet man eine Stupa. Diese ist von allen vier Himmelsrichtungen her zugänglich und so positioniert, dass sie bereits beim Betreten der Anlage durch die Gänge sichtbar ist.

Generell fällt auf, dass die Tempel in Angkor fast immer absolut symmetrisch und genau auf die Himmelsrichtungen ausgerichtet sind.

 

4. Banteay Srei

Die Tempelanlage wurde Mitte des 10.Jh erbaut und gilt aufgrund seiner Ornamentik aus hochwertigem rosa Sandstein als einer der kunstvollsten geltenden Tempel.

Vom Eingang führt ein 67m langer Prozessionsweg. An einigen Stellen sind noch Überreste der Löwenwächter sowie der Nagabalustrade erkennbar.

Durch den Eingang im Osten gelangt man in die Anlage.


Schon hier faszinieren die feinen Verziehrungen und die mit kunstvollen Säulen versehenen Fenster. Diese haben immer eine ungerade Anzahl an Säulen ( bevorzugt 5 oder 7), da ungerade Zahlen Glück bringen sollen.

Im Zentrum der Anlage stehen drei Tempeltürme. Der Mittlere ist Shiva als Herrscher der drei Welten, der nördliche Vishu und der östliche Shiva gewidmet.

Jedes der drei Türme besitzen neben den nach Osten ausgerichteten Eingängen je drei Scheintüren.


Vor den Türmen stehen affenähnliche Wächterfiguren.

Besonders schön sind die Verzierungen auf den Türstützen und Portalgiebeln der Tempeltürmen.




Nach einem langen Tag geht es dann wieder zum Hotel. Heute fällt der Pool flach, bin so kaputt, dass ich nur schnell dusche und mich dann für eine Stunde ins Bett lege. Es ist doch ganz schön anstrengend, den ganzen Tag durch die Sonne zu wandern und vor allem fehlte mir heute wohl die Möglichkeit für einen Powernap im Bus 🤪.

Um 19h starten wir dann wieder. Mit dem TukTuk geht es in die Stadt.


Auch hier finden wir wieder jede Menge NightMarkets, auf denen man shoppen könnte.


Am Ufer des Flußes nehmen wir an einen Streetfoodwagen Platz und lassen uns ein leckeres Abendessen servieren.



Danach geht es wieder zurück zum Hotel, diesmal mit dem Batmobil 😂


Um 21.20h kommen wir im Hotel an. Eigentlich genug Zeit, um sich nochmal an meinem Blog zu setzen, schließlich hänge ich zeitlich ganz schön zurück. Doch sehr lange kann ich daran nicht arbeiten. Erstens bin ich trotz Nachmittagsnickerchen schon wieder müde und zweitens geht es morgen früh wieder extrem früh raus.