21August
2024

Von Chau Doc nach Phnom Penh

Heute heißt es Abschied nehmen von Vietnam.🇻🇳 

Um 7h startet unser Speedboot direkt vor dem Hotel in Richtung Kambodscha.

Schon in diesen frühen Stunden ist die Hitze unglaublich, da hilft auch der Fahrtwind, der durch die Kabine zieht, nicht viel. Die Fahrt wird zum mehrstündigen Saunagang, jedoch  ohne Aufguss.

Nach rund einer Stunde gehen wir kurz von Bord, die Ausreiseformalitäten werden von Bordpersonal erledigt.

Mit dem Boot geht es dann ein paar Meter weiter, wo wir wieder aussteigen müssen. Die Einreise nach Kambodscha ist nicht ganz so einfach. Zuerst brauchen wir ein Visum, dann geht’s zur Passkontrolle, ein Stempel hier, ein Stempel da, Fingerabdrücke scannen und vor dem Einstieg aufs Boot noch einmal Kontrolle, ob sich wirklich jeder von uns auch alle Stempel besorgt hat.

Die nächsten dreieinhalb Stunden ziehen sich wie Kaugummi, da bringt auch ein kurzes Nickerchen nicht viel.

Endlich kommen wir in Phnom Penh an und starten auch direkt unser Besichtigungsprogramm.
Erste Station: Königspalast mit Silberpagode

Von dem weitläufigen Gelände des 1866 erbauten Königspalastes ist nur ein Teil für die Öffentlichkeit zugänglich. Der andere Teil wird vom amtierenden König und seiner Familie bewohnt. Zunächst schauen wir uns die imposante Thronhalle an, die wir leider nicht betreten dürfen und von der wir leider von Innenraum keine Fotos machen dürfen. Schade, die Deckengemälde mit Szenen aus dem indischen Ramayana/Reamker-Heldenmythos hätte ich mir gerne näher angeschaut. Sehr schön gestaltet sind vor allem die Dächer der Gebäude. Die gelben Ziefel symbolisieren den Buddhismus, die Blauen den König und die Grünen das Land.

Allgemein finden sich in der Architektur jede Menge Symbole. Das Dreieck in den Dachgiebeln trägt das Symbol des Königshauses, die Dächer werden von guten Geistern gestützt, die Türen sind mit Buddhamotiven verziert. Sogar die traditionellen Kleidungen sind festen Regeln unterworfen, Sonntags trägt man rot, Dienstags lila usw. Natürlich gilt dieses Regel nicht für den Alltag, aber auch heute werden bei besonderen Feierlichkeiten gemäß der jeweiligen Wochentage noch bestimmte Farben getragen.

Ebenfalls auf dem Gelände kann man eine 250m lange Galerie bestaunen, auf dem ein Wandgemälde mit hinduistische Geschichte verbunden mit kambodschanischen Elementen und buddhistischen Einflüssen abgebildet ist.

Auffällig sind auch die Geländer, die eine siebenköpfige Schlange zeigen.

An den Stupas kann man sehr gut sehen, wie hier der Hindusimus und Buddhismus teilweise verschmelzen. Die beiden Stupas, die sich neben den Reiterdenkmal zu Ehren des Königs befinden, sind im unteren Bereich mit einer Vielzahl von Götterfiguren, Wächtern und Buddhafigureb geschmückte ( Hinduismus) während die runde Spitze dem Buddhismus zugeschrieben wird. Die Stupa im Nebenhof hingegen ist rein buddhistisch, dort findet man keinerlei Figurendarstellungen.


Besonders schön ist die Silberpagode, die von außen den anderen Gebäuden gleicht. Ihren Namen trägt sie, da ihr Boden mit 5329 Silberplatten ausgelegt ist. Im Zentrum steht in Lebensgröße mit erhobenen, d.h. angstfrei und mit schützender Händen, der Buddha der Zukunft aus 90kg purem Gold und mit 2086 Diamanten mit bis zu 25Karat. Dahinter sitzt der ca. 50cm große Smaragd-Buddha. Leider gilt auch hier: Schuhe ausziehen und leider nicht fotografieren.

Mit vielen neuen Eindrücken fahren wir zu unserem nächsten Ziel.

Zweite Station: Nationalmuseum

Hier bekommen wir einen ersten Eindruck von der Geschichte und Kunst in Kambodscha.

802 wurde die Khmer-Dynastie Angkor  gegründet, dessen Hauptstadt seit 889 Angkor war und das seinen Machthöhepunkt im 12. Jahrhundert erreichte: Es beherrschte Teile Südostasien sowie Laos und Teile Vietnams. In diese Zeit fällt auch die kulturelle Blüte; der damals errichtete Tempelkomplex Angkor Wat steht noch heute. Um 1200 hatte Angkor etwa eine Million Einwohner und war damit wohl die damals größte Stadt der Welt.

Jayavarman VII. war der erste König, der den hinduistisch orientierten Linga-Kult durch den bereits im 9. Jahrhundert nach Kambodscha gekommenen Buddhismus ersetzte. Dadurch verloren die Könige ihren gottgleichen Status, was zu einer innenpolitischen Schwächung führte. 1353 wurde Angkor von Thailändern erobert, die sich aber bald wieder zurückzogen. Doch Kriege mit Cham und Shan verhinderten eine Stabilisierung des Angkor-Reichs. 1431 wurde Angkor erneut erobert, woraufhin die Hauptstadt nach Phnom Penh verlegt wurde. In den Jahrhunderten darauf herrschte ständig Krieg mit Thai und Vietnamesen. 1863 wird das Königreich Kambodscha Protektorat Frankreichs bis zur Unsbhängigkeit 1953. 1975 jedoch marschieren rote Khmer in Phnom Penh ein. Die Roten Khmer errichteten ein extrem repressives Regime mit dem Ziel, eine egalitäre Gesellschaft nach maoistischem Muster zu schaffen. Es kam zu Zwangsumsiedelungen von der Stadt auf das Land, zu Zwangsarbeit, Kollektivierung und Massentötungen. Gewalt richtete sich gegen Beamte und Repräsentanten der vorhergegangenen Regierungen, gegen Intellektuelle und Lehrer und Menschen, die man für solche hielt, und gegen ethnische Minderheiten. In ihrer vierjährigen Schreckensherrschaft werden ca. 2-3 Mio. Menschen ermordet oder sterben an Hunger. 1979-1989 besiegen vietnamesische Truppen die Roten Khmer und besetzen das Land. 
Durch Kriege geschwächt wurde aus dem einst blühenden Reich, eines der ärmsten Länder der Welt. Erst im letzten Jahrhundert erholt sich das Land langsam. 

Falls ihr bis hierhin noch nicht abgeschaltet habt, fragt ihr euch sicherlich, warum ausgerechnet ich mit Geschichte und Politik daherkomme. Ganz einfach: Um Angkor Wat, seine Architektur und seinen Verfall zu verstehen, muss man auch die Geschichte des Landes verstehen.

Dritte Station: Markthalle

Wir schlendern durch die Markthalle von Phnom Penh. Schon auf den ersten Blick sieht man den Unterschied zu den Hallen in Vietnam. Das moderne Gebäude beherbergt neben den typischen Essensständen moderne Juvelierauslagen. Wir nutzen den Abstecher um Geld zu wechseln, zumindest ein wenig einheimisches Geld will ich haben, man weiß ja nie, auch wenn gesagt wird, dass der Dollar hier als zweite offizielle Währung akzeptiert wird.

An einigen Ständen entdecken wir ein typisches Essen hier in Kambodscha: Insekten. Es gibt Seidenraupen, Käfer, frittierte Frösche ohne Haut oder mit, Skorpione und Spinnen. Ich halte mich da lieber an die Frühlingsrollen, schließlich brauche ich was in dem Magen. Seit dem Frühstück gab es nur ein paar Kekse.

 

Vierte Station; Wat Phnom Tempel, welcher der Stadt den Namen gab.
Der rund 30m hohe Tempelhügel Wat Phnom entstand einer Legende zufolge: Eine gewisse Lady Penh soll diesen Berg aufgeschüttet haben, nachdem sie im Jahre 1372 vier Buddhastatuen im Mekong gefunden und nach einem ehrwürdigen Aufbewahrungsort gesucht hatte.


Auch hier findet man das Gelände geschmückt mit der siebenköpfigen Schlange.

Den Schlangen, also Naga (männlich) und Nagini (weiblich), werden in Asien besondere Schutzwirkungen zugetraut. Allerorten finden sich sowohl an klassischen Khmer-Tempeln als auch an modernen buddhistischen Tempeln die tradierten Naga-Balustraden. Doch Vorsicht: Es gilt zwischen den hinduistisch geprägten Nagas und dem buddhistisch orientierten Mucalinda zu unterscheiden. Ursprung dieser Mucalinda ist die Geschichte Buddhas, nach derer Buddha unter einem Baum meditiert. Mucalinda erbarmt sich, wickelt seinen Leib zum Meditationssitz, weitet seinen Kopf zum Schirm, breitet diesen Schutzschild über den Buddha, der bei Sturm und Regen im Meditationssitz verharrt. Nachdem sich die Wetter verzogen haben, gibt sich Mucalinda in Menschengestalt zu erkennen, bedankt sich für die Gnade, dem Buddha geholfen haben zu dürfen und verschwindet in der Erde.


 
Nach soviel Geschichte und Kultur sind wir alle froh, endlich im Hotel anzukommen. Für mich gibt es natürlich nur ein Ziel: Der Pool. Auch wenn er nicht besonders groß und vor allem nur hüfttief ist, nutze ich jede Gelegenheit für eine Abkühlung.

Die Pause hält nicht lange an. Da wir hier nur eine Übernachtung haben, will ich noch was von der Stadt sehen. Da Miriam vom Tag zu erledigt ist und die Jungs unbedingt zu KFC wollen, machen sich Ralf und ich alleine auf den Weg. Direkt in Hotelnähe befindet sich ein Night Market.

Hier findet man neben Souvenirläden und Bekleidungsständen auch einen großen Platz mit Strettfood. Schon beim Annähern an einem Stand werden wir von jungen Männern quasi überfallen; jeder drückt uns eine Speisekarte in die Hand. Wir suchen uns was leckeres aus, bestellen und werden zu einem Platz geleitet. Hier wird nicht am Tisch gegessen, sondern direkt auf dem Boden, naja, nicht ganz. Der Platz ist mit Teppichen ausgelegt auf denen wir Platz nehmen.


Das Essen ist mal wieder super lecker und zwei Dinge stehen nach dem Abend schon mal fest:

  1. Hier wird wirklich überall mit Dollar oder Riel bezahlt und Wechselgeld gibt es immer in Riel zurück, so dass es sich nicht wirklich lohnt Geld zu wechseln.
  2. In Kambodscha ist es entgegen meiner Vorstellung deutlich teurerer als in Vietnam. Für eine Portion Nudeln hab ich 2.5$ bezahlt, fast doppelt so viel wie sonst.


Da der Abend noch jung ist und wir nicht von "nörgelnden Mitreisenen" begleitet werden, wandern wir noch etwas an der Promenade entlang.


Obwohl Kambodscha ein armes Land ist, ist Phnom Penh eine florierende Metropole. Nachts glitzt die Stadt wie ein Weihnachtsbaum, moderne Hochhäuser und Hotels reihen sich an Restaurants und Bars. Dazwischen finden man jedoch noch schöne Khmer-Gebäude. Alles wirkt gepflegt, sauber und einladend, und das, obwohl hier mehr als 2Mio. Menschen leben.


Um 22h kommen wir nach einen schönen Spaziergang wieder im Hotel an. Das frühe Aufstehen und die Hitze haben mir den Rest gegeben. Ich falle erschöpft ins Bett, heute wird nichts mehr geschrieben, auch wenn ich mit dem Blog ganz schön im Verzug bin. 🙈